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3. Sonntag nach Ostern (2. Mai 2004) Jo. 16:16-22.

„Noch eine kleine Weile und ihr werdet Mich nicht mehr sehen: und wieder eine kleine Weile und ihr werdet Mich wiedersehen, denn ich gehe zum Vater“ (Jo. 16:16). So spricht der Auferstandene zu den Jüngern und sagt seine Himmelfahrt und Sein Wiederkommen sowohl in der Kirche als auch beim Jüngsten Gericht voraus. Verständlich, dass die Zuhörer Ihn nicht verstehen, denn wer weiss schon um den Zeitbegriff Gottes?

Gott ist der Herr der Zeit, ihr Schöpfer und ihr Erfinder. In der Ewigkeit läuft nichts ab, vergeht nichts. Es gibt kein Gestern und kein Morgen und eigentlich auch kein Heute, nur das ewige Nun, das nunc.

Aber der Begriff Ewigkeit kennt auch seine Unterscheidung: „Die Ewigkeit im wahren und eigentlichen Sinne kommt nur Gott zu, in der Teilnahme aber den verschiedenen auf verschiedene Weise“ („Aeternitas proprie et vere convenit soli Deo, sed participative convenit diversis diversimodo.“ Summa Theologiae, I, q.10, a.2, 3, o.). Wir nehmen ja auf unsere Weise an der Ewigkeit teil, nämlich seit unserer jeweiligen Empfängnis, also mit Anfang, aber ohne Ende, denn „Nichts ausser Gott, war aus der Ewigkeit“ (I, q.10, a.3, o.).

„Die Ewigkeit schliesst das Prinzip der Dauer aus, nicht aber das Prinzip des Anfangs (der Herkunft), daher kann auch etwas, das von etwas anderem ist, ewig sein“ („Aeternitas excludit principium durationis, non autem principium originis, ideo aliquid, quod est ab alio, potest esse aeternum.“ I, q.42, a.2, ad 2.) Alles, was nicht Gott ist, die Engel, die Menschen, ja die menschliche Natur Christi, entsprechen diesem Prinzip.

Die Engel aber sind seit immer, nicht von Ewigkeit an, sondern vor aller Zeit (I, q.46, a.3, ad 1), sie stehen über der Zeit (I, q.61, a.2, ad 2), aber nur ihre selige Gottanschauung ist in der Ewigkeit, ihr Sein und ihre Substanz ist im aevum (I, q.10, a.5, ad 1). Dieses aevum ist nur eine Teilnahme an der Ewigkeit, es ist ein „Mittelding zwischen der Ewigkeit und der Zeit, denn die Zeit hat ein Vorher und ein Nachher, es misst also die veränderlichen Dinge, nicht aber das aevum, es ist nur mit ihr verbunden, die Ewigkeit gar nicht“ („Aevum est medium inter tempus et aeternitatem, quia tempus habet prius et posterius id est mensurat mutabilia, non autem aevum, sed coniungitur eis, non autem aeternitas. I, q.10, a.5, o.). Damit kommen wir zum Mass der Zeit. Die Ewigkeit ist eigentlich ohne Mass, das aevum damit verbunden und die Zeit ist der Fluss: Die Bewegung ist die bewegliche Veränderung gemäss verschiedener Wo, die Zeit aber ist der Fluss des Nun, nunc, selbst... („Motus est alteratio mobilis secundum diversa ubi, sed tempus est fluxus ipsius nunc, secundum quod alteratur ratione.“ I, q.4, a.10, ad 2).

„Nichts ist aus der Zeit, wenn nicht ihr Moment“ („Nihil temporis est, nisi instans eius.“ I, q.46, a.3, ad 3). Das ist der Zeitbegriff Gottes: Die ganzen Milliarden Jahre (die schon so mancher auf Fünftausendwasweissichwas verkürzen wollte, sie sind in Gott nur ein instans, ein Moment, denn die Ewigkeit ist etwas, was wir (noch) nicht haben können: „Die Ewigkeit des unauslöschlichen Lebens, alles auf einmal und die perfekte Beherrschung“ („Aeternitas est interminabilis vitae, tota simul et perfecta possessio (I, q.10, a.1, o).)

Unser Herr spricht also von zehn Tagen bis Pfingsten, in denen die Apostel warten müssen, dann, um das Beispiel des Petrus zu nehmen, vierunddreissig Jahren bis zu dessen Kreuzigung, beziehungsweise wenig mehr als zwei oder drei Jahrtausenden bis zum Jüngsten Gericht. Es ist doch nur Zeit! Ein Augenblick vor Gott. Nur uns zuliebe sagt Christus überhaupt modicum, ein wenig.

Das Beispiel der schwangeren Frau zeigt uns den ganzen Sinn der Wartezeit: Aus dem Leid wird Freude! Und genau da sollten wir uns eine Gewissensfrage stellen: Wie sehr ist dieses Warten auf Christus für uns überhaupt Leid? Haben wir nicht stets „dringendere“ Erwartungen? Können wir behaupten, Christus wirklich zu lieben, wenn unser Warten auf den Himmel nicht wirklich Leid ist? Inquietum est cor meum, donec requiescat in te, sagt der heilige Augustinus: Unruhig ist mein Herz, bis es in Dir ruht! —;

Heute kommemorieren wir auch den heiligen Athanasius, der am 2. Mai 373 den ewigen Lohn für seine Treue erhielt. Er rettete die Kirche in der vielleicht schlimmsten Krise vor dem vatikanischen Pseudokonzil.

Der Priester Arius, schon früh in Schisma und Häresie verwickelt, lehrte, dass nur der Vater alleine der ungezeugte Urgrund ist. Der Sohn aber ist gezeugt und daher nicht aus der Ewigkeit, daher auch nicht eines Wesens mit dem Vater, sondern nur aus dem Willen des Vaters geworden und somit Geschöpf. Der Zweck des Sohnes liegt in der Weltschöpfung: Weil der höchste Gott ohne Mittelwesen nicht schaffen konnte, brachte er zuerst den Logos hervor. Gleich bei der Schöpfung erhielt dieser die Herrlichkeit des Vaters und die Schöpferkraft, er erscheint als unwandelbar, als voller Gott, letzteres aber nur insofern, als er durch die Gnade des Vaters angenommen worden war. Soweit die Hauptthese, aber nicht einmal die konnte er halten: An anderer Stelle lehrt Arius, dass der Sohn veränderlich, vom Vater völlig verschieden ist und mit göttlicher Würde nur deshalb ausgezeichnet worden war, weil der Vater von Anfang an wusste, dass er gut bleiben würde.

Die Bedeutung des Konzils von Nicäa (325) liegt in der Verdammung dieser wirren Thesen. Leider war Kaiser Konstantin nicht fest genug, um am Konzil festzuhalten und bereits im Jahre 328 durften die gebannten häretischen Bischöfe zurückkehren. Wie jeder primitive und „leicht verständliche“ Irrsinn, war auch der Arianismus im Klerus und im Volk sehr erfolgreich, womit die Leidensgeschichte des Athanasius begann. Fünfmal wurde er verbannt, siebzehn Jahre verbrachte er in den Exilien. Der Kaiser versuchte mit allen Mitteln, die Häresie durchzusetzen. Wie jede häretische Bewegung und jede Unsinnsmode, spaltete sie sich in mehrere Gruppen, die sich wiederum unterinander bekriegten. Erst 366, sieben Jahre vor seinem Tode, konnte Athanasius in seine Diözese zurückkehren.

Der Heilige ist dogmengeschichtlich bedeutend als Widerstand gegen die rationalisierende Theologie des Arius und Apollinaris, denen gegenüber er entschieden die kirchliche Tradition verteidigte und sogar wissenschaftlich zu begründen versuchte. Athanasius schrieb Bücher, Briefe und orationes, Reden. Sie sind schwer zu zählen, da bei vielen Werken die Echtheit umstritten ist, wobei immer noch sehr viel bleibt. Indem Athanasius die angegriffenen Glaubenssätze in Zusammenhang mit dem Ganzen der christlichen Lehre setzte und den Glauben der Vernunfterkenntnis voranstellte, hat er zugleich für alle wichtigeren Glaubenssätze, namentlich aber für die Trinitätslehre und Christologie, inhaltlich wie methodisch die spekulativen Grundlagen gelegt. Er wird mit Recht der Vater der wissenschaftlichen Theologie genannt. Der wichtigste Aspekt in der Kirchengeschichte ist wohl, dass er fast der einzige war, der die Kirche aufrecht erhielt, eine uns wohl bekannte Parallele zu Erzbischof Lefebvre.

Durch Verfolgung, Exil und Lebensgefahr hindurch hielt er an der Wahrheit fest, gegen fast alle anderen, Kaiser und Papst, Bischöfe und Priester, Männer und Frauen. In einer Zeit, in der die Leute sich vom Fernsehen vorschreiben lassen, was sie zu denken haben, ja sogar, was sie anzuziehen und zu essen haben, ist sein Beispiel notwendiger denn je. Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom, wir hoffentlich nicht.

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